Mittwoch, 31. Oktober 2007

Feature-Konventionen

Eine Definition für's Feature? Da gibt es viele Möglichkeiten.

Ein Toningenieur hat mir heute folgende Defintion angeboten: Das Feature definiert sich durch eine Reihe von Konventionen. (Die natürlich auch bewusst gebrochen werden können.)

Zum Beispiel: Geräusche dürfen nicht illustrativ eingesetzt werden (also nicht comic-artig).

Montag, 22. Oktober 2007

Kein Feature mehr in Dänemark

Die einzige Radio-Feature-Abteilung in Dänemark wird es bald nicht mehr geben. Warum? Weil der dänische öffentlich-rechtliche Rundfunk DR sich zwar einen tollen Umbau mit Aufnahmestudios (für's Radio-Feature) geleistet hat, sich dabei aber so verkalkulierte, dass jetzt die Feature- und Hörspiel-Abteilungen geschlossen werden.
Dabei gehören die Dänen zu den besten Feature-Machern in Europa. - Beim Prix Europa haben sie im Bereich Radio-Feature gleich zwei Mal abgeräumt.
Ist doch absurd, dass eine Abteilung, die so wunderbare Features hervorbringt, und als eine der innovativsten Feature-Abteilungen gilt, dicht macht?!

Den Prix Europa bekam die Produktion "Love Police", eine lobende Erwähnung erhielt das Stück "Deroute in First Class". Beide Stücke haben mir außerordentlich gut gefallen.

"Love Police" stammt von einem noch sehr jungen Autor. Es handelt, von einem verheirateten Paar, das von der Einwanderungsbehörde drangsaliert wird, weil der Verdacht auf Scheinehe besteht. Gleichzeitig erzählt das Stück die Geschichte von einem seit 30 Jahren verheirateten Paar, das in einer Fernseh-Show auf die Probe gestellt wird, um festzustellen, ob sie sich wirlich so sehr lieben. Das Stück hat ein flottes Tempo, die Telefonate mit Polizisten von der Einwanderunsbehörde sind wirklich zum Lachen. Es entlarvt die absurden Konzepte von Ehe, die die Einwanderungsbehörde auf der einen Seite und "die TV-Show" auf der anderen Seite haben.

(Das Stück ist übrigens kommenden Samstag, um 9.05 Uhr auf dem RBB-Kulturradio zu hören.)

"Deroute in First Class" stellt die Situation dreier Dänen - Vater, Mutter, beide um die 80 und deren Tochter - dar, die einmal sehr, sehr reich waren, ihr ganzes Vermögen jedoch verloren haben und jetzt in Portugal leben - ohne jegliches Einkommen. Die drei haben ihr ganzes Leben nicht gearbeitet und sind natürlich auch jetzt unfähig einer Arbeit nachzugehen. Trotzdem pflegen sie einen Lebensstil, der ganz und gar nicht ihren finanziellen Mitteln entspricht. Man leiht sich Geld von Freunden aus, irgendwie wurschtelt man sich durch...

Freitag, 19. Oktober 2007

Seminar an der FU-Berlin

Heute hat das Seminar "Die Ästhetik und Geschichte des Radio-Features" am Masterstudiengang "Angewandte Literaturwissenschaft" an der FU-Berlin begonnen. Ich bin sozusagen als außerordentliche Hörerin dabei.

Der Feature-Autor und -Producer Michael Lissek hält das Seminar. Er hat beim ORF in Wien "gelernt" und arbeitet jetzt als Freelancer für verschiedene ARD-Sender.

Tipp: "Feature-Gespräche" - Michael Lissek interviewt KollegInnen.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Der Erzähler in Deutschland

Was in Deutschland Mode ist, die Skandinavier aber überhaupt nicht schätzen: Im deutschsprachigen Feature werden die Erzähler-Texte meist von SchauspielerInnen gelesen.

Was dagegen spricht: Das klingt oft künstlich. Authentizität geht verloren. Und es kostet mehr.

Bei den Skandinaviern und auch in Großbritannien sprechen die Feature-Autoren meistens ihre Texte, also die Erzähler-Texte, selbst.

Dienstag, 16. Oktober 2007

a few thoughts

Sehr privat
Um an den vorherigen Post anzuknüpfen, ich habe immer mehr den Eindruck, dass Feature-Autoren ihre persönliche (Familien-)Geschichte in ihren Features verarbeiten. Oft sind das auch die besten Features, finde ich... Is ja auch klar, in welchem Thema steckt man tiefer drinnen, als in der eigenen (Familien-)Geschichte. Wie gesagt, dabei kommen oft sehr schöne Geschichten heraus, andererseits ist das natürlich auch eine Entblößung des eigenen eigentlich sehr privaten Bereichs...

Dramaturgie
Ich glaube das schwierigste bei der Produktion eines Features ist die Dramaturgie. Es ist, glaube ich, nicht so unmöglich an gute Geschichten, gute O-Töne zu kommen, aber das ganze dann in einer Weise zusammenzubasteln, dass es verständlich, spannend ist und einfach von der Form her nicht langweilig ist, das ist schon 'ne Kunst... (Für Lektüre-Tipps in Sachen Dramaturgie bin ich sehr dankbar!)

Audio-Hosting
Dankbar wär' ich auch für Hinweis, wo man Audios (auch längere!) hosten kann!!

Prix Europa
Den Prix Europa find' ich wirklich sehr spannend - und sehr lehrreich! Sechs Features werden pro Tag präsentiert, anschließend wird oft drei Stunden darüber diskutiert. Das bringt's für mich deshalb, weil ich halt sehe, was "gut" und was "schlecht" ist, was man als Feature-Autor auf keinen Fall machen darf, welche neuen Gestaltungsideen es gibt etc.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Therapie Feature?

Am Abend, nachdem Tag 1 des Prix Europa für mich eigentlich vorbei war, hab ich noch ein Weilchen mit einer Radio-Regisseurin gequatscht. Mitgenommen davon habe ich ein paar allgemeine Tipps für's Feature-Machen:

Die Regisseurin (und auch Autorin) meinte, ein Feature zu produzieren, sei meist eine Art Therapie. Denn man sucht sich die Themen ja nicht zufällig aus. Es sind immer Themen, die einem besonders am Herzen liegen, es sind manchmal sogar Themen, die in der eigenen Familie verwurzelt sind.

Oft schreckt man dann aber davor zurück, im Feature wirklich eine eigene Haltung einzunehmen. Gerade das darf man aber nicht machen. Man soll sich dem "Problem" stellen und mutig genug sein, Stellung zu beziehen.

Überhaupt gibt ein Radio-Feature nichts her, wenn AutorInnen in ihren Features keine eigene Haltung einnehmen. Das muss natürlich nicht in Form eines Ich-Erzählers passieren, es kann auch ganz einfach durch eine ganz bestimmte Montage der O-Töne etc. passieren. Ein Feature funktioniert nicht, wenn die einzelnen Elemente einfach bloß hingeworfen werden.

Prix Europa 1

Heute: Tag 1 des Prix Europa in Berlin. (Eigentlich hat das Festival ja schon gestern Abend angefangen, die eigentliche Präsentation der Radio-Features, Hörstücke, TV-Dokus etc. hat aber heute, um 9.00 Uhr, begonnen.)

Ich hab mir natürlich nur die Radio-Features angehört. (Für etwas anderes wäre auch nicht Zeit gewesen, so dicht ist das Programm.)

Sechs Radio-Features waren es, die heute zu hören waren:

Paths to diverse Sound Forms... (Slowenien)
Ein Feature über einen Ton-Techniker.

Die Ton-TechnikerInnen im Publikum waren begeistert, einige Diskutanten haben sich aber gefragt, ob das Thema auch für Nicht-(Hörfunk-)JournalistInnen interessant sei.

Es wurde auch kritisiert, dass das Feature ein einziges Loblied auf den vorgestellten Ton-Techniker ist, dass die Person des Ton-Technikers ziemlich blass bleibt, also dass man nicht wirklich viel über ihn erfährt, und dass die Form des Features langweilig ist.

Three and the Third (UK)
Eine Archiv-Material- und Musik-Collage.

Ironisch, lustig, britischer Humor, frisch, Tempo, aber vielleicht zu lang und vielleicht zu Werbespot-mäßig.

Total Submission: In Mistress... (Frankreich)
Ein Feature über den Beruf der Domina. Die Protagonistin ist Maitresse Cindy. Auch zwei ihrer Klienten kommen zu Wort. Gegen Ende auch ein lange Szene mit Maitresse Cindy bei der Arbeit mit einem Kunden.

Das Feature hat die DiskutantInnen ziemlich zweigeteilt. Die einen lobten das Feature, weil der Stoff wie gemacht für das Radio ist. Hätte man das ganze im Fernsehen gebracht, wäre es nach drei Minuten langweilig geworden und wäre wahrscheinlich einfach nur platt gewesen.

Was das Feature noch vermocht hat, ist, den HörerInnen eine (für die meisten) fremde Welt zu zeigen.

Kritisiert wurde, dass das Thema zu oberflächlich behandelt wurde, dass Cindy und auch ihre Klienten als Personen nicht greifbar wurden, dass das Feature teilweise sehr "klinisch" war, und dass die Dramaturgie zweigeteilt war - zuerst nur Gespräch mit Cindy und dann am Ende eine sehr lange "Folter"-Szene.

Verdun, EU (Rumänien)
In diesem Feature geht es um den Ort Verdun in Frankreich, wo in einer Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen während des 1. Weltkrieges hunderttausende Soldaten sinnlos umgekommen sind, es geht um das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland, um Freundschaft, um die Kernidee der EU.

Dass die Idee nicht unbedingt schlecht, die Qualität des Features aber nicht Prix-Europa-würdig ist, darüber war man sich bei der Diskussion einig. Lange Erzähler-Monologe, teilweise sehr schlechte Aufnahmequalität, pathetische Mozart-Musik, die wenigen O-Töne viel zu kurz und an der Oberfläche haftend (d.h. die Fragen des Autors waren oberflächlich), die Fragen des Autors waren außerdem suggestiv (eine Diskutantin meinte, man hatte fast das Gefühl, dass der Autor enttäuscht war, dass keiner seiner französischen InterviewpartnerInnen mehr Hassgefühle für die Deutschen hat).

Leben und nichts anderes (Österreich)
Feature über eine Mutter und deren 36-jährige Tochter, die durch das Tsunami-Unglück vor fast zwei Jahren in Thailand umgekommen ist.

Die Dramaturgie des Features war meiner Meinung nach genial. Ich habe das Feature sehr spannend gefunden, denn erst gegen Ende wurde aufgeklärt, wie die Tochter den Tod gefunden hat, und noch ein zweiter spannender Aspekt wurde erst recht spät aufgedeckt.

Das Feature entlockt einem auch zwei, drei Tränen, was gut ist, denn das ist ein Zeichen dafür, dass das Feature berührt. (Kann auch sein, dass die manchmal etwas melodramatische Musik dafür Schuld hatte.)

Eine Regisseurin hätte sich in dem Feature mehr Pausen, mehr "Leerraum" gewünscht. Auch um den Verlust, um das Abwesendsein der Tochter begreiflich zu machen.

Interessant war, dass die Tochter, obwohl sie ja verstorben ist und es auch keine O-Ton-Aufzeichnungen von ihr gibt, trotzdem zu Wort gekommen ist. Die Autorin konstruierte auf der Basis von Gesprächen mit der Mutter und FreundInnen der Tochter Textpassagen, die sie der Tochter "in den Mund legte" und von einer Schauspielerin gesprochen wurden.

Srebrenica: Only they know... (Kroatien)
Ein Feature über das heutige Srebrenica und über den Massenmord im Jugoslawienkrieg. Interessant auch das Phänomen "Nekro-Tourismus" in Srebrenica.

Wurde gelobt von den DiskutantInnen aufgrund seiner "natürlichen Dramaturgie". Und weil das Feature ganz ohne Musik ausgekommen ist - manche Features sind vom Stoff her so mitreißend, dass sie keiner Musik bedürfen.

Was ich hier über die einzelnen Radio-Features steht, sind teilweise Gedanken, die in der anschließenden Diskussion geäußert wurden, und natürlich auch meine Eindrücke.

Samstag, 13. Oktober 2007

Programm-Hinweiser für deutsche Webradios

Hab eine "Programm-Zeitschrift" für Webradios im Netz gefunden - Phonostar. Ich find die ausgewählten Programm-Hinweise sehr gut.

Macht Lust darauf, mal ins Programm "fremder" Radiosender zu schnuppern...

Wenn man sich die Phonostar-Software runterlädt, kann man Livestreams aufnehmen. Hab ich allerdings noch nicht ausprobiert.

Es gibt neben Phonostar aber noch einige andere Programme, mit denen man Webradio-Streams aufnehmen kann:

Looprecorder
Radio-Ripper

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Post Nr 1


ein paar Infos zu diesem Blog:

Was:
Ein Blog über das Radio-Feature!

Genauer: Ein Blog über die Zukunft des Radio-Features, über neue Radio-Sendungsformen, Gestaltungsmittel für Radio-Sendungen, Plattformen (Stichwort Internet), Promotion-Möglichkeiten, Situation der Feature-Abteilungen und Feature-AutorInnen, Radio-Technologien...

Aber eigentlich: Eine Sammelstelle für alle interessanten Informationen zum Thema Radio.

Warum: Meine Diplomarbeit lässt nicht mehr lange auf sich warten. Hier werde ich Material dazu sammeln. Hoffentlich kommen auch Hinweise und Kommentare von euch dazu!